"Ohne Lust, Herr Scheriau, geht in der Kunst gar nichts und ohne Erotik noch viel weniger", sagte einst Rudolf Jahns, ein langjähriger Künstlerfreund zu Nante, und da war und ist immer auch Lust und Anlaß zu provozieren, herauszufordern, Streitgespräche zu führen. Lust, die Dinge, die ihn bewegen, zu dokumentieren, Lust, sich von Farben und Linien zu Stimmungen stimulieren zu lassen. Grillenchöre in mohnblühenden Feldern oder ihn anstrahlende Augen, knisterndes Haar oder wiegende Hüften können ihn noch heute in Ekstase versetzen. Stets gibt er sich voll emotional hin, und so ist er auch in jedem seiner Werke existent
Kunst war immer ein Teil seines Lebens. Als "Bildende Kunst" im Bemühen, die Dinglichkeit der Wesen zu erfassen, sie zu erkennen, ausgedrückt in unzähligen Skizzen, Bildern und Kompositionen und als "Denkkunst" im Bemühen, hinter die wirklichen Dinge des Alls zu schauen, sie zu verstehen, ausgedrückt in Versen und in Lyrik
Seit frühester Jugend beherrscht ihn eine Dokumentationslust. Ein geradezu archaischer Drang treibt ihn dazu, ein Gesicht, einen Körper, eine Landschaft, einen Gegenstand, ein Erlebnis gegen das Vergessen zu sichern. Er versucht, Erinnerungswerte festzuhalten, seien es persönliche, geschichtliche oder gesellschaftlich-kulturelle Werte. Seine künstlerische Leistung resultiert dann in der Umsetzung zu einer neuen Aussage.
Seine Erlebnisse, die er in rund 60.000 Tagebuch seiten dokumentiert hat, werden einst der Nachwelt wohl nicht zugänglich sein, weil sie in seiner ureigenen Kurzschrift geschrieben sind. Erfaßbar dagegen sind seine vielen tausend Skizzen, die er fein säuberlich durchnumeriert und mit Datum versehen hat. Auch sie stellen eine Art Tagebuch dar, aus dem zu erkennen ist mit welchen Augen Nante die Welt sieht und sah.
Obwohl oft genug empört und verzweifelt über die Gewalt Not, Scheinheiligkeit und Dummheit, die in der Welt herrschen, zeigt er sich in erster Linie fasziniert und hingezogen zu Schönheit und ÄsthetiK auch ganz besonders wenn diese nicht offensichtlich ist
Wer erkennt schon in weggeworfenen, neben sächlichen Dingen, in herumliegenden Steinen, Scherben oder Nägeln die Schönheit oder die Ästhetik, die darin verborgen sein kann? Wenn Nante sie zur Kunst erhoben hat, zum Beispiel durch eine Komposition, wird diese Ästhetik plötzlich auch für andere offenbar, und es gehört zu seinen Verdiensten als Künstler, wenn er mit dieser seiner Kunst Andere zum Sehen und zum Nach denken anregt.
Im Mai 1993
Otmar Mauritius
Gildemeister der Künstlergilde Ulm e.V