Poesie und Prosa
Texte von Ferdinand Maks Scheriau
aus Holzminden
scheriau@aol.com


Zum Leben und künstlerischen Schaffen
von
Ferdinand Maks Scheriau (Nante)

Ferdinand Maks Scheriau, genannt Nante, wurde am 23.3.1918 in Naklo, Slovenien, geboren. Seine Kindheit verbrachte er zwischen 1919 und 1928 in Kärnten im Rosental, einem Tal der Karawanken Österreichs in einer bäuerlichen von Armut geprägten Umgebung. In dieser Zeit entwickelte sich seine enge, fast mystische Beziehung zur Natur. Noch heute sind ihm die frühen sinnlichen Erfahrungen, die Farben der Erden, Steine und Blätter, die Stimmen der Vögel, die Geräusche der Wildbäche, der Duft der Blumen präsent.

Der stille, intelligente Schüler wurde von einem Schulmeister entdeckt und auf eine Eliteschule geschickt. In den Jahren 1928 bis 1936 besuchte er in Liebenau bei Graz ein Internat und durchlebte die politischen Spannungen und Kämpfe der damaligen Zeit. Nachdem das Internat aus politischen Gründen geschlossen wurde, konnte er 1936 in Traiskirchen bei Wien seine Matura (Abitur) bestehen. In den Ferien wahrend dieser Zeit wartete harte Arbeit auf ihn in der kleinen elterlichen Gärtnerei: Gemüsekarrenschieben zum Markt in Klagenfurt, Wasserschleppen in die Gemüse- und Blumenbeete der elterlichen kleinen Gärtnerei.

Von 1937 bis 1939 und 1943 bis 1945 studierte er Architektur an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Der 2. Weltkrieg unterbrach sein Studium. Als Späher und Meldereiter einer Vorausabteilung der deutschen Armee durchritt er große Teile Europas:

Westerwald, Eifel, Ardennen, entlang der Maas und der Marne bis in die Weiten der Loire, flußauf nach Burgund, Garonnetal und Elsaß, später nach Böhmen, Ostpreußen und Polen, an die masurischen Seen bis in die Nähe von Moskau. Dort wurde er am 31. August 1941 bei einem Panzergroßangriff der Roten Armee schwer verletzt. Seine Kameraden schleppten den schwer Verletzten kilometerweit durch den Kugelhagel. Ein ganzes Jahr verbrachte er im Lazarett in Brüssel. Er behielt sein Leben, jedoch konnte die Verwundung nie völlig ausgeheilt werden, so daß die schmerzende Wunde die ferne Vergangenheit ständig wach hält. Faschismus und Krieg führten Nante, der seine politische Vergangenheit nicht verleugnet zu dem " Versuch, ab einer bestimmten Zeit der dämmernden Erkenntnis nicht mehr zu lügen und Dinge der Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr scheinheilig verdecken zu wollen in Richtung einer offiziellen Trugwelt." (Zitat Nante)

1945 heiratete er Gisela Mauritius. Aus dieser Ehe stammen vier Kinder: Rüdiger, Marjana, Gisela und Michael. Nach einer Zeit in Österreich arbeitete er zunächst als Architekt. Ab 1956 war er zunächst als Dozent, später als Professor an der Fachhochschule Hildesheim-Holzminden beschäftigt.
Neben seiner Berufstätigkeit hat Nante sich als bildender Künstler, Archäologe- Sammler und Bewahrer alter Keramik und vieler anderer Dinge - Philosoph und Schriftsteller betätigt.

Das literarische Gesamtwerk von Ferdinand Maks Scheriau umfaßt über 300 Tagebücher ab 1934, Notizen, Ausarbeitungen, Kladden, Berichte, Reden zu Kunstausstellungen, Romankonzepte, philosophische Texte, Weltalltheorie sowie Abhandlungen aus dem Berufsleben, Architektur und Darstellende Geometrie betreffend.

Sein lyrisches Werk reicht von ersten Jugendgedichten, damals kaum noch erfaßbarer Liebe und noch weniger verstehbarer politischer Gegebenheiten, über Träumereien ins Erwachsenwerden, wichtigen Begegnungen des Lebens bis zu vielen Bezeugungen der Heimisch-Werdung im Weserbergland, der Begeisterung für dieses schöne Land, dabei das Heimweh nach aufgegebener, unvergessener Heimat vor 1945, Kärnten und Slovenien immer im Gedächtnis behaltend.
Ein Großteil seiner Lyrik ist gesellschaftskritisch, aus schlimmster Erfahrung, Antikriegslyrik und politisch verbitterte Aufarbeitung vieler Jugendirrtümer.

Nante ist nur selten ohne Skizzenblätter und Tuschestift anzutreffen. In unzähligen kleinformatigen Studien hält er Gesichter, menschliche Körper, Situationen und Landschaften fest. Daher sind den Gedichten Skizzen und Zeichnungen zugeordnet. Es sind zeichnerische Erlebnisberichte Scheriaus aus allen Bereichen der Natur und Zivilisation seiner Generation. Sie sind bezogen auf die Schönheit des Menschen, die Schönheit der gefährdeten Natur. Er hat sie zu allen Tages- und Jahreszeiten an den verschiedensten Orten und mit unterschiedlichsten Motivationen gefertigt, soweit Bereiche seines Lebens und seiner Fantasie tangiert wurden. Nur im Band " Und atmeten Ihre Angst" wurden einige Fotos verwendet, die Nante während des Krieges selbst aufgenommen hat.

Zur Herausgabe seiner Gedichtbände schreibt Nante in einem Brief an seine Tochter Marjana:
"......(Ich) habe in meinem Leben jede Menge Wege durchradelt, durchwandert, durchhungert, durchritten und habe immer irgendwann geglaubt, einen Zipfel vom Ich, von mir selber zu erreichen... Ich bin unhinterfragt in HJ-Kluft (...) und ohne hinterfragen zu können, in Reiterstiefeln mit Sporen, Gewehr und Säbel durch die Gegend getappert ...wirklich, ich habe erst mit den Gedichten, beim Graben und Suchen nach Möglichkeiten einer Erkenntnis im Vergangenen, dann beim Bilder- und Objektemachen Grund unter meine Füße bekommen.......Und die Frauen alle? Ich habe schon dabei irgendwie versucht, einen Ruhepunkt in einer Zaubernische mit einem Zauberspiegel zu finden, in welchem ich mich hätte selbst erkennen können (...) Ich will etwas hinterlassen, was mehr ist, als braver Familienvater gewesen zu sein, was mehr ist, als Kumpel von Studentinnen und Studenten gewesen zu sein, was mehr ist, als Blinde-Kuh-Spieler in einer irren Welt voller Irrer ....ich will nicht nur der von vielen angeguckte Egoist sein Ich war es nicht... Das heißt, ich war es nur dort, wo Ausweglosigkeit mich dazu zwang, es so aussehen zu lassen ..."


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zuletzt aktualisiert am/ date de la dernière actualisation/ last update at 05.05.2004
Erstellt von Rüdiger Scheriau
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